Vereinsschule in Raschau – die neuste Geschichte

Der Verein pro Liberis Silesiae übernahm von dem Gemeindevorsteher Tarnau die Aufgabe, zum 1. August 2009 die Grundschule in Raschau zu leiten.

Die feierliche Eröffnung der Schule fand am 31. August 2009 mit der Beteiligung von vielen namhaften Gästen statt. Von Anbeginn ihrer Tätigkeit führte die Schule die Elemente der Montessori-Pädagogik sowie den zweisprachigen Unterricht in Polnisch und Deutsch ein. Eine besondere Bedeutung hat der Unterricht der Kinder durch die Erfahrung, den Verständnis    der nahen Umgebung und der Welt. Es ist möglich durch die zahlreichen Projekte, die in der Schule durchgeführt werden und an denen die Kinder sehr gerne teilnehmen.

Die Schule in Raschau – die älteste Schule in der Umgebung!

Man sagte, dass die Schule die „Tochter“ der Kirche sei, weil die Schulen von der Kirche unterhalten wurden; ähnlich wie die allgemeine geistige Entwicklung der Pfarrei in der Vergangenheit von der Kirche gestaltet wurde. Vier bischöfliche Synoden aus den Jahren 1257, 1285, 1326 und 1352 erließen eine Schulverordnung für Schlesien. In einem lateinischen Bericht aus dem Jahre 1679, in dem der Gründungsakt von Raschau von 1301   erwähnt wird, lesen wir u.a., dass der Pfarrer dazu verpflichtet ist, den Priesterseminaristen oder den Kantor zu unterhalten. Daraus würde folgen, dass in Raschau die älteste Schule in unserer Umgebung existiere.

Um etwa 1750 bekam ein raschauer Lehrer von der Schule: 4 Mark und 4 silberne Groschen, einen halben Acker Erde, außerdem einen Garten für einen „Viertel“ Aussaat und eine Wiese.

Die alte Schule steht bestimmt schon hundert Jahre in der Nachbarschaft der raschauer Kirche, im Schatten der uralten Kastanienbäume. Einige Generationen gingen durch ihre Türe in ihre Klasse hinein, um dort wichtige Lebenskenntnisse zu erwerben. Heute allerdings wurde dort sehr still, wo einst fröhlicher Jubel und heiteres Lachen der Kinder die Räume füllten.   

Die Ausstattung der Schulklasse in der Vorzeit war primitiv: wackelige Bänke, eine schwarze Tafel auf einem Ständer, ein Tisch, ein Schrank, eine Weltkarte und ein auf der Wand hängendes Kreuz. Die Kinder brachten Schiefertafeln und Abc-Bücher mit in die Schule. Unter solchen Bedingungen erwarben die Raschauer ihr Grundwissen, dennoch wuchsen sie zu ehrbaren Menschen heran und bekamen im Leben alles in den Griff.

In der raschauer Schule amtierten vor dem 2.Weltkrieg folgende Lehrer: Cipura, Schall und Walter. Diese Lehrerfamilien belegten hintereinander eine Wohnung in dieser alten Schule. Der Schulleiter war damals gleichzeitig Orgelspieler, Standesamtbeamter und Dorfdichter. Er war auch zuständig für das richtige und pünktliche Klingeln der Kirchenglocken, die Lehrer Schall und Walter führten zusätzlich einen kleinen Bauernhof, wo sie 3 Kühe züchteten.

Es kam eine neue Zeit. In die Dorfschule traf eine neue Erziehungsmethode an. Man benötigte geräumige Schulräume, große Fenster und gesunde Wohnungen für die Lehrer. Diese Voraussetzungen erfüllte in Raschau die neue Schule, die in den 60er Jahren erbaut wurde. Die Raschauer sind sehr stolz auf diese Schule.

Und obwohl heutzutage das ehrbare Schulgebäude ein Relikt aus der Vergangenheit ist, verblieben in den Menschenherzen die mit ihr verbundene Nostalgie und warme Erinnerungen an die vergangenen Jugendjahre. Nestor unserer Zeit, Gerhard Mientus, erinnert sich noch an die ältere Schule in Raschau. Sie stand neben dem Bauernhof von Herrn Borycki. Sie war aus Holz, mit Dachschindel belegt. Es gab nur eine Klasse zum Unterrichten und ein Zimmer als Wohnung für den Lehrer. Sie wurde 1925 abgerissen, als man in Raschau eine neue Straße baute.

Die goldene Schicht der alten Zeit verblieb in der raschauer Schule bis zum heutigen Tag und strahlt nach wie vor Kultur aus, weil im ersten Stock des Schulgebäudes sich die Dorfbibliothek befindet. Mehrere Tausend Bände  in polnischer und deutscher Sprache warten hier auf den Leser. Die Bibliothek wird von Kindern und Erwachsenen besucht. Im Sommer gibt es weniger Leser, allerdings im Herbst und Winter geben sich die Besucher  die Klinke in die Hand. 2008 wurde in der alten Schule ein Dorfmuseum mit vielen historischen Gegenständen errichtet, die an das frühere Leben in Oberschlesien erinnern. Im Rahmen eines EU Projektes entstand 2018 noch ein Teekeller, wo man leckeren Tee aus der Gegend trinken kann.

Viele raschauer Lehrer und Schüler, die einst die alte Schule besuchten, finden auf einem Friedhof ihre letzte Ruhe, der nur paar Schritte entfernt ist. Diese alte Dorfschule teilte das Schicksal der Einwohner dieses Dorfes. Sie kannte ihr Glück, ihre Freude, aber auch ihre Wehmut und ihren Schmerz.